13.06.2018, 16-18 Uhr Prophezeiung als Kunstform – Gesellschaftsvisionen im Science-Fiction-Kino

live aus Mainz
Dr. Nathalie Mispagel,
Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung
Johannes Gutenberg Universität Mainz

Kein anderes Film-Genre kann konstruktive Potentiale wie destruktive Auswüchse des menschlichen Zusammenlebens derart radikal ausformulieren wie die Science-Fiction. Kritisch setzt sie sich mit unserer Gesellschaft auseinander, indem sie das aktuell Bestehende im Spiegel des zukünftig Möglichen reflektiert und neue Erfahrungshorizonte eröffnet. Schon früh wurde etwa vor einer Maschinenwelt gewarnt („Metropolis“, 1926), andererseits aber auch Hoffnung auf den technologischen Fortschritt gesetzt („Things to come“, 1936). Obendrein erwies sich das Kino stets hellwach bzw. kritisch gegenüber gesellschaftlichen Deformationen wie soziale Verrohung („A Clockwork Orange“, 1971 ), Kapitalismus-Diktatur („Soylent Green, 1973) oder Unterhaltungsperversion („Das Millionenspiel“, 1970) und hat häufig Position gegen ideologischen Totalitarismus („Fahrenheit 451“, 1966 / „Brazil“, 1984 / „Gattaca“, 1997 / „Code 46“, 2003) bezogen. Denn Freiheit ist auf der Leinwand ein nicht verhandelbares Kulturgut.

Kurzvita: Jura-Studium mit 1. Staatsexamen; Studium der Literatur- und Filmwissenschaft, Magister und Promotion; Arbeit als freie Buch- und Kinokritikerin, u.a. für Academicworld und literaturkritik.de; Dozentin bei Studieren 50 Plus an der JGU Mainz und bei U3L an der Goethe-Universität Frankfurt

Literaturangaben:
– Jaspers, Kristina / Warnecke, Nils / Waz, Gerlinde / Zill, Rüdiger (Hrsg.): Future Worlds. Science-Fiction-Film. Berlin 2017
– Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmgenres – Science Fiction. Stuttgart 2007
– Suerbaum, Ulrich / Broich, Ulrich / Borgmeier, Raimund: Science Fiction. Theorie und Geschichte, Themen und Typen, Form und Weltbild. Stuttgart 1981