Nora Sophie Schröder, M.A. am Lehrstuhl für Politikwissenschaft,
Friedens- und Konfliktforschung
Universität Augsburg
Den Europäern wurde schon oft eine gewisse „Zukunftsfaulheit“ unterstellt. Diese zeuge von der Resignation angesichts der als unbeeinflussbar empfundenen Europapolitik und folgt damit dem Narrativ einer in europäischen Krisen-Diskursen oftmals postulierten „Alternativlosigkeit“.
Doch wird die als „krisenhaft“ beschriebene Situation in Europa tatsächlich als unveränderbarer Fakt akzeptiert? Nicht ganz: In Europa melden sich seit Ausbruch der Krise zunehmend Intellektuelle und soziale Bewegungen zu Wort, die in Manifesten und zivilgesellschaftlichem Protest alternative Europa-Visionen entwickeln. Diese lassen sich mit Ernst Bloch als “Konkrete Utopien” beschreiben. Denn Blochs Konzept der “Konkreten Utopie” zeichnet sich dadurch aus, dass es sich dabei gerade nicht um unerreichbare, idealisierende Zukunftsvorstellungen handelt. Stattdessen verweist der Vorsatz “konkret” auf die reale Umsetzbarkeit von Utopien, die jedem Nachdenken über die Zukunft schon inbegriffen sei.
Der Beitrag – verstanden als normativ-theoretische Suche nach „Alternativen zur Alternativlosigkeit“ – versucht, derzeit in Europa herrschende Zukunftsvorstellungen anhand von Beispielen aus dem Kontext der Krise zu rekonstruieren. Damit kann gezeigt werden, dass Europa-Visionen die Chance bergen, sich an der Gestaltung der Zukunft Europas zu beteiligen.
Kurzvita: Nach dem Studium der Kulturwissenschaften (BA) an der Leuphana Universität Lüneburg und Europäische Kultur (MA) an der Universität Konstanz promoviert Nora Schröder als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl der Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg.