Das Ende vom Ende. Apokalyptisches Denken im 20. und 21. Jahrhundert

Mittwoch 05.07.2023
16:00 – 18:00 Uhr

Dr. Dr. Ulrich van Loyen, Universität Siegen, Medienwissenschaften

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat die Auseinandersetzung mit dem Weltenende zumindest in der westlichen Hemisphäre enorm zugenommen. Der Philosoph Günther Anders erklärte, mit dem hereinbrechenden Atomzeitalter sei die Bedrohung der kollektiven Auslöschung „nie aufgehoben, sondern nur verschoben.“ In seiner Rede von der „Endzeit“ nimmt er 1956 Bestimmungen vorweg, die fünfzig Jahre später anhand des „Anthropozäns“ aufgerufen werden. In der Vorlesung werde ich versuchen, das Ende der Zeit und das Ende der Welt als Conditio Humana aus den Perspektiven so verschiedener Autoren wie Ernesto de Martino, Günther Anders oder Isabelle Stengers zu erhellen und es mit indigenen Konzepten, aus Südamerika, aber auch aus den bäuerlichen Gesellschaften Süditaliens, zu vergleichen. Was, wenn die Apokalypse nicht der Ausnahmezustand, sondern der Normalfall ist?

Aufzeichnung des Beitrags bei Youtube:
https://youtu.be/LClg00qTEXA

Dr. Dr. Ulrich van Loyen, Universität Siegen, Medienwissenschaften

Nach einem Studium der Philosophie, Neueren Deutschen Literatur, Italianistik und Theologie in Rom und München promovierte Ulrich van Loyen 2009 mit einer intellektuellen Biographie des Oxforder Sozialanthropologen und Prager Lyrikers Franz Baermann Steiner an der LMU München. Anschließend arbeitete er am Lehrstuhl für Medientheorie an der Universität Siegen. Zwischen Herbst 2012 und Mai 2015 war er Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung: er beschäftigte sich mit dem italienischen Religionswissenschaftler und Ethnologen Ernesto de Martino und führte Feldforschungen in Neapel zum Kult der Madonna dell’Arco sowie der „anime sante del purgatorio“ durch