Mittwoch 07.06.2023
16:00 – 18:00 Uhr
Dr. Helga Rathjen, Universität Bremen
Die Verletzung von Menschenrechten in anderen Teilen der Welt ist eine anhaltende Sorge der „westlichen Wertegemeinschaft“. Dass sich die Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit weitaus mehr auf (Meinungs-)Freiheit und Selbstbestimmungsrechte anderswo richtet, als auf die weltweite Verletzung jener Menschenrechte, die vulnerable Gruppen vor dem Teufelskreis der Armut und Abhängigkeit, Migration und Vertreibung schützen soll, ist dem Vorwurf doppelter Standards, eurozentrischer Doppelmoral im Globalen Norden ausgesetzt.
Diese Doppelmoral wurzelt in dem kolonialen Menschenbild Europas. Die koloniale Aufteilung der Menschheit in eine zivilisierte Welt der Weißen und den Rest der Welt mündete in eine rassistische Bewertungsskala von fremden Anderen, die ohne den kolonialen Prozess der Aneignung und Unterwerfung nicht zu denken ist. An den multimedialen stereotypen Bildern, die die Kolonisierten kenntlich machen sollten, haben viele Akteur:innen mitgewirkt und sie tief ins kollektiven Gedächtnis der kolonisierten Welt eingeschrieben. Sie sind unser immer noch virulentes, vielfach handlungsleitendes koloniales Erbe.
Bei Youtube unter
https://youtu.be/Rta630pgdZw
Dr. Helga Rathjen
Frau Dr. Helga Rathjen promovierte nach ihrem Masterabschluss in Transkulturellen Studien am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft der Universität Bremen mit einer Studie über koloniale Verflechtungsgeschichte am Beispiel der deutschen Kolonialstadt Tsingtau in China. Schwerpunkte ihrer Lehrtätigkeit am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft und im Seniorenstudium der Universität Bremen sind Postkoloniale Theorien und Themen, Dekolonisierung und Rassismuskritik.